Die Stadt Leun feiert in diesem Jahr 2022 den freiwilligen Zusammenschluss der Stadt Leun und Ortsteile Biskirchen, Stockhausen , Bissenberg zur neuen Stadt.

Eröffnet wurden die Festlichkeiten zum 50. Geburtstag im ev. Gemeindehaus am 8.05.2022 mit der Veranstaltung „50 Jahre Leun- Wie alles anfing“. Karl Günter Süß begrüßte  als Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte zahlreiche Gäste und die  Zeitzeugen der Entstehungszeit  Günter Gaul, Karl Heinz Straßheim und Karl-Heinz Theiß.Bürgermeister Björn Hartmann und Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Ambrosius würdigten die Vorbereitungen der Veranstaltung  in ihren Grußworten.

Recherchen zur Stadtgeschichte und zur Geschichte der Stadtteile förderten Fakten, Berichte, Bilder,  Geschichten und Gedichte zu Tage, die u.a. mit Hilfe des Heimatkundlichen Arbeitskreises (Biskirchen) von Matthias Diehl , Beate Heller  sowie von Arnd Pauker  (Stadt Leun) den Weg zum Kopierer fanden und schließlich in die Power Point-Präsentation der Moderatorin/ des Moderators aufgenommen wurde. Durch die Veranstaltung führten fortlaufend Karl Günter Süß und Magdalene Georg, ergänzt durch die Beiträge der Zeitzeugen. 

Zum Rückblick gab es viel zu erzählen: Effektivere Verwaltungseinheiten sollten geschaffen werden, hauptamtliche Bürgermeister eingesetzt und Ortsbeiräte gebildet werden. Das Gefälle zwischen leistungsschwachen und leistungsstarken Teilen in Hessen und in der Region sollten abgeschwächt werden. Einer Bevölkerungsabwanderung  aus ländlichen Gebieten in industrielle Gebiete sollte somit entgegen gewirkt werden. Ziel war es dabei auch, Flächen zur gewerblichen Nutzung mit den Siedlungsgebieten abzustimmen. Fremdenverkehr und Nahverkehr sollten gefördert werden. Ökologie und Klima waren laut Zielsetzung ebenfalls schon ein Thema. Entsprechend dieser Ziele sollten freiwillige Zusammenschlüsse von Gemeinden und Städten von etwa mindestens 5000 Einwohnern entstehen.

Diese Entscheidung war in allen Gemeinden und Städten in Hessen nicht gerade leicht zu treffen. Auch in Leun gab es mehrere Optionen, die verhandelt wurden. Hier konnten die Zeitzeugen ausführlich berichten: Mit teilweiser Belustigung war zu hören, dass die einen nicht mit der Braunfelser Stadt zusammen gehen wollten, weil befürchtet wurde, dass dann die Stadt Leun an Braunfels angeschlossen werde und an Bedeutung verlieren würde. Tiefenbach sollte wegen der traditionellen Verbindungen auch im Gemeindebund dabei sein. Doch Tiefenbach machte trotz hoffnungsvoller Vorgespräche einen plötzlichen  Rückzug.  Die einen wollten nicht mit Kallemännern,  die anderen nicht mit den Biskirchener Wassermännern zusammen gehen. Vom Gaasekippel in Bissenberg verlautete  ein möglicher Zusammenschluss  mit Holzhausen/Ulmtal. Auch nach Osten richteten sich die Überlegungen: Niederbiel, Solms etc. wäre eine  weitere Option gewesen. Der Name „Bielhausen“ war schon im Gespräch. Es gab eine Bürgerbefragung, Unruhen sogar im Leuner Stadtparlament, denn einige fürchteten auch um den guten Namen der Stadt Leun und um ihre Stadtrechte.

Rechtzeitig besann man sich schließlich auf den Zusammenschluss Leun, Bissenberg, Stockhausen, Biskirchen.  Notwendig wurde der Beschluss des Auseinandersetzungsvertrages (z.B. Wahrung aller Rechtsvereinbarungen von Kirche, Schule und Vereinen) sowie ein  Grenzänderungsvertrages (Ortsrechte der bisherigen Gemeinden gelten weiter, Statusrechte der Einwohner, Bebauungspläne, Feuerwehren etc. bleiben.). Rechtzeitig zum Jahresende wurde am 13.12.1971 beschlossen, dass die Stadt Leun als Name erhalten bleibt, Stockhausen wegen der zentralen Lage zum Verwaltungsstandort  bestimmt wird. Die ersten Stadtverordneten, der erste Magistrat und der erste Bürgermeister Dieter Jung wurden bis zur nächsten Kommunalwahlwahl als Staatsbeauftragte eingesetzt. Letzterer blieb nur sechs Wochen im Amt und ging dann nach Lahnau. Es war wohl ein Glücksfall, dass mit Karl Heinz Straßheim ein neuer Bürgermeister für Leun gefunden werden konnte.

Es folgten die Ausführungen von Karl Heinz Straßheim zu den weiteren Entwicklungen, Ausgangspunkt: erster Haushaltsplan von 1972 im Umfang von 2 608 831 DM: Mit dem finanziellen Anreiz der Gebietsreform ( 100 000 DM jährlich) und dem Engagement der Stadt Leun konnten schließlich viele Vorhaben in Leun umgesetzt werden. Investiert wurde in Kindergärten, Sportplätze, Dorfgemeinschaftshäuser, Turnhallen, Schulen, Friedhöfe und in  Wasserversorgung. Es entstand durch Umbau ein neues Rathaus in Stockhausen, die Feuerwehren  wurden u.a. mit dem Bau von Feuerwehrgerätehäusern in den Stadtteilen unterstützt. Neue Baugebiete wurden erschlossen (u.a. Biskirchen, Stockhausen). Die Partnerschaft mit Frankreich lebte in den 70ger und 80ger Jahren auf. Das Projekt „Stadt für Kinder – Stadt für alle“ belebte die 90ger Jahre. Junge Familien beteiligten sich.  Der Ferienpass wurde von Stadt und Kirche gemeinsam mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßig ausgerichtet.

Es folgen weitere Veranstaltungen zu 50 Jahre Leun:

– 25.06.2022  Tag der  Vereine : „Unsere Stadt heute- gelebte Gemeinschaft“

                          Sternmarsch nach Bissenberg mit Stadt Olympiade

– 26.06.2022 , Bunter Nachmittag in der Grünen Au, Biskirchen

(M. Georg, K.-G. Süß)